Hohe Anerkennung: ALICE-Forschende von GSI/FAIR gehören zu den ausgezeichneten Personen des renommierten „Breakthrough Prize“ für Grundlagenphysik

29.04.2025

Der renommierte US-amerikanischen „Breakthrough Prize“ für Grundlagenphysik geht in diesem Jahr an die vier Wissenschaftskollaborationen ALICE, ATLAS, CMS, and LHCb am Speicherring LHC (Large Hadron Collider ) des europäischen Forschungszentrums CERN . Auch mehr als 40 frühere und aktuelle ALICE-Forschende von GSI/FAIR sind maßgeblich daran beteiligt und wurden nun gemeinsam mit ihren Wissenschaftskolleg*innen mit dem angesehenen Preis ausgezeichnet, der mit drei Millionen US-Dollar dotiert ist und oft auch als „Oscar der Wissenschaft“ bezeichnet wird. Er wurde vor kurzem in festlichem Rahmen in Los Angeles verliehen.

Am LHC-Beschleuniger am Genfer Forschungszentrum CERN gibt es vier große Experimente: Im Rahmen von ALICE, ATLAS, CMS und LHCb arbeiten und forschen Tausende von Wissenschaftler*innen aus mehr als 70 Ländern am LHC. Die Auszeichnung mit dem „Breakthrough Prize“ erfolgte für Experimente bis Juli 2024. Verliehen wurde er an die LHC-Kollaborationen insbesondere für ihre „detaillierten Messungen der Eigenschaften des Higgs-Teilchens, die den symmetriebrechenden Mechanismus der Massenerzeugung bestätigen, für die Entdeckung neuer stark wechselwirkender Teilchen, für die Untersuchung seltener Prozesse und der Materie-Antimaterie-Asymmetrie sowie für die Erforschung der Natur auf kleinsten Größenskalen und unter extremsten Bedingungen am Large Hadron Collider des CERN“.

Forschende von GSI spielen eine wichtige Rolle in der ALICE-Kollaboration (A Large Ion Collider Experiment). ALICE untersucht Kollisionen von schweren Ionen, beispielsweise Blei. Wenn im LHC Blei-Atomkerne mit unvorstellbarer Wucht aufeinandertreffen, entstehen Bedingungen wie in den ersten Augenblicken des Universums. Bei den Kollisionen entsteht für sehr kurze Zeit ein sogenanntes Quark-Gluon-Plasma – ein Materiezustand, wie er im Universum kurz nach dem Urknall vorlag. Dieses Plasma wandelt sich in Bruchteilen von Sekunden wieder in normale Materie um. Die dabei produzierten Teilchen geben Aufschluss über die Eigenschaften des Quark-Gluon-Plasmas. So können die Messungen in die Geburtsstunde des Kosmos blicken und Informationen über die Grundbausteine der Materie und ihre Wechselwirkung enthüllen.

Die Verbindung zwischen GSI/FAIR und ALICE ist sehr eng, von Anbeginn hatte GSI wesentliche Beiträge zum Bau und wissenschaftlichem Programm von ALICE geleistet und war auch an der Entwicklung neuer Messinstrumente beteiligt. Die zwei großen ALICE-Detektorsysteme Zeitprojektionskammer (TPC) und Übergangsstrahlungsdetektor (TRD) wurden unter wesentlicher Beteiligung von Mitarbeitenden der GSI-Abteilungen ALICE und Detektorlabor entwickelt und aufgebaut. Heute fokussieren sich die Wissenschaftler*innen beider Abteilungen auf die TPC, die das Herzstück für die Spurenrekonstruktion im zentralen ALICE-Barrel-Aufbau darstellt und für die Teilchenidentifikation unverzichtbar ist. Wissenschaftler*innen der GSI-IT-Abteilung tragen wesentlich zur neuen Datenaufnahme- und Analysesoftware O2 bei, und das GSI/FAIR-Rechenzentrum ist ein fester Bestandteil des Netzwerks für die Datenauswertung des ALICE-Experiments.

Nach Rücksprache mit den Leitungsteams der vier großen Kollaborationen am LHC wird die Breakthrough-Prize-Foundation den mit drei Millionen Dollar dotierten Preis an die „CERN & Society Foundation“ spenden. Das Preisgeld soll für Stipendien für Doktorand*innen aus den Mitgliedsinstitutionen der Kollaborationen verwendet werden. Sie erhalten so die Möglichkeit, einen Forschungsaufenthalt am CERN zu absolvieren, um praktische Erfahrungen in der Spitzenforschung zu sammeln.

Die feierliche Preisverleihung fand vor kurzem im Rahmen einer Gala im kalifornischen Los Angeles statt, an der neben renommierten Forschenden auch zahlreiche Prominente aus Hollywood, der Musikbranche, dem Spitzensport und der Tech-Industrie teilnahmen. In der Zeremonie wurde der „Breakthrough Prize“ von den Sprecher*innen der vier CERN-Experimente entgegengenommen. „Die ALICE-Kollaboration fühlt sich geehrt, den Breakthrough Prize für die Untersuchung der Eigenschaften der heißesten und dichtesten im Labor verfügbaren Materie, dem Quark-Gluon-Plasma, zu erhalten“, sagt ALICE-Sprecher Professor Marco Van Leeuwen.

Der Wissenschaftliche Geschäftsführer von GSI und FAIR, Professor Thomas Nilsson, zeigte sich sehr erfreut über den großen Erfolg. „Ich freue mich sehr für die ausgezeichneten Forschenden und gratuliere ihnen ganz herzlich. Der Preis ist eine herausragende Anerkennung der wichtigen Arbeit, die in den letzten Jahren von so vielen mit so großem Einsatz geleistet wurde. Die Nutzung des Preisgeldes für die Nachwuchsförderung ist eine wunderbare Geste. Die durch diesen Preis finanzierten neuen Stipendien werden zur Ausbildung der nächsten Generation von Physiker*innen beitragen. Sie werden unsere Zukunft gestalten.“

Professor Silvia Masciocchi und Dr. Ralf Averbeck, die die ALICE-Abteilung bei GSI/FAIR leiten, sagten: „Wir fühlen uns sehr geehrt, Teil eines weltweiten Teams zu sein, das diese prestigeträchtige Anerkennung erhält. Diese Auszeichnung spiegelt die kollektiven Leistungen der LHC-Kollaborationen wider und würdigt die wichtigen Beiträge jeder einzelnen Gruppe, die an den Experimenten am LHC beteiligt ist. Sie ist ein eindrucksvolles Zeugnis für fast 30 Jahre GSI-Engagement bei ALICE, in denen unsere früheren und jetzigen Teams unermüdlich daran gearbeitet haben, zentrale Detektorsysteme zu entwickeln und zu verbessern, sie effektiv zu betreiben, Rahmenwerke für die Datenverarbeitung zu entwickeln, wichtige Computing-Ressourcen bereitzustellen und eine wesentliche Führungsrolle sowohl in der Physik als auch in der Kollaboration zu übernehmen. Diese Feier ist ein aussagekräftiges Zeugnis für unseren Gemeinschaftsgeist und unseren gemeinsamen Erfolg.“

„Ich bin sehr stolz darauf, dass die außergewöhnlichen Leistungen der LHC-Kollaborationen mit diesem prestigeträchtigen Preis gewürdigt werden“, sagte Professorin Fabiola Gianotti, Generaldirektorin des CERN. „Es ist eine wunderbare Anerkennung der kollektiven Bemühungen, des Engagements, der Kompetenz und der harten Arbeit von Tausenden von Menschen aus der ganzen Welt, die täglich dazu beitragen, die Grenzen des menschlichen Wissens zu erweitern.“ (BP)

Die Breakthrough-Preise

Die Breakthrough-Preise werden von der Breakthrough Prize Foundation in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen verliehen und beinhalten ein Preisgeld in Höhe von jeweils drei Millionen US-Dollar. Sie werden jährlich in der Grundlagenphysik, den Biowissenschaften und Mathematik vergeben. Ins Leben gerufen wurden die Auszeichnungen von Sergey Brin, Priscilla Chan und Mark Zuckerberg, Julia und Yuri Milner sowie Anne Wojcicki, um herausragende Leistungen von Wissenschaftler*innen zu würdigen und eine Inspiration für die nächste Generation von Forschenden zu bieten.

Weitere Informationen

Die Namen der ausgezeichneten Personen bei ALICE

Preisverleihung in Los Angeles

 



Loading...